
Am Puls der Staffing-Branche
Letzte Woche ging die STAFFINGpro 2022 in Wiesbaden zu Ende. Textkernel war bei der ersten Messe für die Branchen Personaldienstleistung, Personalberatung und Zeitarbeit als Aussteller und Speaker dabei. Wir haben unsere wichtigsten Erkenntnisse und die aus unserer Sicht zentralen Themen der Branche für Sie zusammengefasst.
Die STAFFINGpro fand am 19. Oktober im RheinMain Congress Center in Wiesbaden statt. Wir sind uns einig, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung war und eine Plattform, die die Branche auch in Zukunft brauchen wird. Über 600 Teilnehmer:innen, ein Programm mit 21 Vorträgen, 8 Keynote-Speaker:innen auf 3 Bühnen und zahlreiche gute Gespräche am Stand und auf den Gängen sprechen für sich.
Messe-Veranstalter Alexander Petsch fasste es nach dem Event so zusammen: “Für viele Aussteller und Besucher war das wie ein Familientreffen mit neuen Gesichtern.“ Es sei deutlich geworden, dass die Branche auf dieses Format gewartet hatte, so Petsch – noch dazu nach einer langen Corona-Pause.
Worüber wurde gesprochen bei der STAFFINGpro? Für uns waren es drei Themen, die die Messe bestimmten:
Mit Digitalisierung gegen die Arbeiterlosigkeit
An der angespannten Lage des Arbeitsmarkts mit einem starken Mangel an Kandidat:innen wird sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Das teilten auch viele Stimmen auf der STAFFINGpro. Ein zentrales Thema war, wie die Personaldienstleistung Technologie einsetzen kann, um erfolgreich mit dieser Situation umzugehen. Es überraschte nicht, dass die Mehrzahl der ausstellenden Unternehmen Software- und Technologie-Anbieter waren. Vortragstitel wie “Papier vs. Digital”, “Eine Branche wird digital” oder “Digitalisierung von Arbeitsverträgen” trugen das Thema auch auf die drei Content Stages.
Laut Randstad Deutschland-Chef Richard Jager muss die Branche “schneller modernisieren, digitalisieren” und sich mehr “auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer einstellen”. Das fordere nicht nur die jüngere Generation Z. Aktuellen Daten zufolge seien 67% der deutschen Arbeitnehmer bereit, in den nächsten sechs Monaten einen neuen Job anzunehmen, so Jager in seinem Keynote-Vortrag. Und das gelte nicht nur für die Kandidat:innen in der Datenbank, sondern auch für die Mitarbeiter:innen der Staffing-Dienstleister selbst.
Thomas Andre Sola vom Branchenverband APSCo Deutschland sprach in seinem Vortrag über die Trends der Branche. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssten Staffing-Unternehmen neben der digitalen Transformation (Automatisierung, smarte Prozesse und Geschäftsmodelle) allerdings auch die fundamentale Änderung der Kandidat:innen-Profile (neue Skills, Mobilität, Diversität) und des Arbeitsplatzes (flexibles Arbeiten, Work-Life-Balance) verstehen und sich daran anpassen, so Sola.
Wer Technologie sagt, meint oft Automatisierung
Das Wort Automatisierung war in vielen Gesprächen in Wiesbaden zu hören. Für Sola von APSCo gibt es bei den Staffingfirmen hier am meisten Aufholpotenzial. “Mit den richtigen Tools und einer konsequenten Automatisierung der Prozesse können Recruiter:innen in Staffing-Unternehmen bis zu 50% der täglichen Arbeitsprozesse reduzieren.” Dass schnelles und datenbasiertes Recruiting der Schlüssel zum Erfolg sein kann, konnte man bei mehreren Vorträgen hören.
Marco Reinhardt, Senior Account Manager bei Textkernel, stellte in seinem Vortrag “Persönliches Recruiting in Zeiten von knappen Ressourcen” unterschiedliche Automatisierungs-Lösungen vor. Er lenkte den Fokus dabei zum Beispiel auf das Potenzial von Video-Recruiting, auf innovative Messenger-Recruiting-Apps, Chatbots und automatisches Matching. Seine These: Automatisierung kann mehr interaktive und vor allem persönliche Prozesse ermöglichen.
Übrigens: Wie die Personaldienstleistung KI und Automatisierung für effektivere Prozesse einsetzen kann, haben wir in einem kompakten E-Book zusammengefasst.
Nah an den Kandidat:innen sein
Reibungslose Prozesse sind zentral für die Personaldienstleistung. Denn wem es im aktuellen Markt nicht gelingt, die Erwartungen von Kandidat:innen an den Bewerbungsprozess zu erfüllen, verliert auf lange Sicht.
Simone Straub, Geschäftsführerin bei Der Personalberater Coach GmbH und Keynote Speakerin auf der STAFFINGpro bezog sich auch darauf ebenfalls in ihrem Vortrag. Ihr Statement: “Der Kandidat erinnert sich nicht an die Worte, die gesagt wurden, sondern das Gefühl, was du ihm gegeben hast..”
Marco Reinhardt betonte, dass entgegen dem gängigen Vorurteil, Technologie führe zu weniger persönlichen Prozessen, tatsächlich genau das Gegenteil passieren kann. Er nannte daher auch Beispiele für niedrigschwellige Recruiting-Tools, wie PitchYou oder Talk’n’Job, die in Wiesbaden die “Bewerbung auf dem Bierdeckel” vorstellten. Für Personaldienstleister, die junge Zielgruppen erreichen wollen, ist das mit Sicherheit eine spannende Entwicklung.
Klar ist: Recruiter:innen gewinnen durch Technologie freie Kapazitäten für den persönlichen Kontakt. Kandidat:innen fühlen sich dadurch abgeholt und nehmen die Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern wesentlich positiver wahr. Die Folge können mehr Nachhaltigkeit durch wiederkehrende Kund:innen und Kandidat:innen sowie Weiterempfehlungen sein.
Die nächste Ausgabe der STAFFINGpro findet am 18. Oktober 2023 wieder im RheinMain CongressCenter in Wiesbaden statt.