In einem Markt, der von Bewerbern bestimmt wird und durch ein Ringen um die besten Talente gekennzeichnet ist, lässt es sich nicht vermeiden, auch sämtliche Prozesse benutzerfreundlich zu gestalten. Umständliche und langwierige Bewerbungsprozesse dürfen keine Hürde darstellen. Trotzdem hinken Unternehmen, wenn es um innovative Technologien geht, stark hinterher. Einige Innovationen und Lösungen sind noch unbekannt, andere technische Werkzeuge, werden sehr zaghaft integriert.
by Sandra Petschar
Im Januar 2016 wurde das Buch „Candidate Experience“ von Tim Verhoeven veröffentlicht, in welchem auch ein Expertenbeitrag von Textkernel zum Thema „Candidate Experience im E-Recruiting“ erschienen ist.
Der Vergleich mit dem E-Commerce-Prozess
Recruiter, die denken, dass Kandidaten Unternehmen mehr benötigen als andersherum, ignorieren sowohl die Realität als auch die Tatsache, dass wir in einem von Kunden getriebenen Markt leben. Um einen Job gut zu verkaufen, benötigt man mehr als eine Bullet-Point-Liste mit Mindestanforderungen, eine mehr schlecht als recht entwickelte Karriereseite mitsamt unwirklichen Stockfotos, die die Tatsache nicht verbergen, dass man selbst, was Technologie betrifft, stark zurückliegt und nun den Preis der Selbstüberschätzung zahlen muss (vgl. Charney, Matt, 2014).
In den letzten fünf Jahren hat sich das Kaufverhalten von Konsumenten stark verändert. Der Marktanteil von Kunden, die ihre Produkte online kaufen, steigt jedes Jahr weiter an. Der Weg in ein Geschäft bleibt uns somit teilweise ganz erspart, und dass die Produkte vorab nur auf Bildern gesehen werden, stört auch fast niemanden mehr. In ähnlicher Art und Weise hat sich auch das Recruiting verändert.
Vor nicht allzu langer Zeit war es noch ganz normal, eine Bewerbung zu verfassen, diese feinsäuberlich in eine Bewerbungsmappe zu packen und per Post an den zukünftigen Arbeitgeber zu senden. Damit war der Prozess für den Kandidaten in zwei Schritten erledigt. Heutzutage muss der Bewerber einige Hürden in Form von Logins, Online-Formularen und Datenschutzerklärungen überspringen. Die Erstellung eines Lebenslaufs (CV) und Motivationsschreibens sind noch lange nicht alles, um den Prozess erfolgreich abzuschließen.
Aus zahlreichen Studien geht hervor, dass gerade diese Hürden Kandidaten dazu bringen den Prozess abzubrechen. Trotzdem ging auch aus unserer Candidate Experience Befragung hervor, dass viele Unternehmen diesen Prozess noch stets implementiert haben.
Weg mit den online Formularen
Es ist also klar, dass diese Hemmschwellen gering gehalten werden müssen. Das Ziel ist es, möglichst alle qualifizierten Besucher der Karriereseite in eingehende Bewerbungen zu transformieren. Die genauere Selektion sollte anschließend dem Recruiter überlassen sein und kann mit gängigen modernen und benutzerfreundlichen Filter-, Such- und Matching-Methoden ebenfalls vereinfacht werden.
Eine einfache Möglichkeit, dies zu verhindern, ist es, E-Mail-Bewerbungen zuzulassen. 70,3 Prozent der Candidate-Experience-Studie von meta HR wünschen sich diese Möglichkeit (zurück). Dies jedoch ist speziell für große Unternehmen mit einer Vielzahl an täglich eingehenden Bewerbungen ein Schritt der Unmöglichkeit. Ohne ein strukturiertes Formular sind eine Erstselektion und eine Übertragung in das jeweilige Softwaresystem unmöglich.
Im Bereich der Sprachtechnologie und maschinellem Lernen wurden Systeme entwickelt, die sich auf Lösungen dieses Problem fokussieren. Sogenannte CV- oder Lebenslauf-Parser wurden programmiert und sind imstande, Informationen aus unstrukturierten Dokumenten herauszulesen und zu verarbeiten. Indem Lebensläufe analysiert und in eine strukturierte Form gebracht werden und dies automatisch bei eingehenden E-Mails passiert, können trotzdem strukturierte Profile an das jeweilige System geliefert werden. Die Möglichkeit, alle eingehenden E-Mails eines Postfaches zu analysieren, Bewerbungen daraus zu filtern und die Daten in die korrekten Felder des Bewerbungsmanagement-Systems zu übertragen, ist dabei das Ziel.
Was bietet die Zukunft?
Innovative und neuartige Technologien, die die Candidate Experience schon jetzt positiv beeinflussen können, jedoch nur selten und wenn von amerikanischen Unternehmen angewendet werden, bewegen sich im Bereich des Social Matchings.
Indem Besucher einer Karriereseite gefragt werden, sich mit dem Profil von sozialen Netzwerken und dem Lebenslauf zu registrieren, könnten jeweils nur relevante Jobs präsentiert werden. Als Vorlage der Empfehlungen bei Amazon könnten Kandidaten sehen, welche Jobs eventuell auch interessant sein können und welche Jobs sich andere Nutzer mit denselben Qualifikationen ebenfalls angesehen haben.
Sind im Moment keine passenden Jobs vorhanden, würde es durchaus Sinn machen, den Kandidaten darauf hinzuweisen. Viel weiter als ein automatischer E-Mail-Alert würde ein Hinweis gehen, der ermittelt, wann die letzte freie Position in diesem Bereich ausgeschrieben wurde und eventuell auch wann die nächste freie Stelle erwartet wird. Somit weiß der Kandidat Bescheid, wann er die Website erneut besuchen sollte. Natürlich bekommt er als Erinnerung auch eine Nachricht.
Diese Art von Empfehlungssystem kann darüber hinaus für den Aufbau einer eigenen internen Community beziehungsweise eines echt funktionierenden Talentpools sorgen. Nach einiger Zeit werden viele Profile im Pool sein, die mit regelmäßigen Nachrichten und Hinweisen „bespaßt“ werden können. Mit einem eingebauten Weiterempfehlungssystem, würde das Konzept auch auf das Active-Sourcing-Problem ausgelegt werden. Anstatt einer reinen Kaltakquise könnten Bekannte von Interessenten einfacher vom Unternehmen überzeugt werden. Der Vorteil, dass bei einer neuen vakanten Position bereits passende Kandidaten im eignen Pool sind, ist natürlich bei Beachtung von Einstellungskosten ein sehr großer. Kosten, die für Anzeigen ausgegeben werden, wären damit irrelevant und die „Time to Hire” könnte sich drastisch verringern.
Grundsätzlich kann also der erste Teil einer positiven Candidate Experience mit einer One-Klick-Bewerbung beziehungsweise mithilfe des Social Matchings gut gesteuert werden und den Prozess verbessern.
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